Rigi Rundfahrt - unterwegs auf der Königin der Berge

Vitznau-Kaltbad-Staffel-Rigi Kulm-Staffel-Klösterli-Arth Goldau

Die knapp 1`800 Meter hohe Rigi wird auch als Königin der Berge bezeichnet und hinauf führt die älteste Zahnradbahn Europas. Seit 1871 bringt die Rigi Bahn Einheimische und Touristen von Vitznau hoch in eine herrliche Bergwelt. Die zum Teil über 80 Jährigen Zugskompositionen überwinden auf der gut 40 minütigen Fahrt mehr als 1`300 Höhenmeter. Zuoberst auf dem Kulm angekommen, wartet auf die Reisenden ein gewaltiges 360 Grad Panorama, welches von den Alpen bis zum Schwarzwald reicht... Am Nachmittag geht es dann mit der zweiten Zahnradbahn über das Klösterli hinunter zum Eisenbahnknotenpunkt Arth Goldau, wo diese faszinierende Reise ihr Ende findet...

Der Triebwagen wartet an diesem traumhaften Winternachmittag auf die Gäste
Der Triebwagen wartet an diesem traumhaften Winternachmittag auf die Gäste

603, Vitznau-Kaltbad-Rigi Kulm

Der Ausgangspunkt der ältesten Bergbahn Europas ist Vitznau. An schönster Lage, direkt am Ufer des Vierwaldstättersees liegt der Bahnhof sowie das Depot-Gebäude der Vitznau-Rigi Bahnen (VRB). Der Fahrplan sieht einen ganzjährigen Stundentakt vor. Doch bevor die Reise beginnen kann, wird der Schiffsanschluss abgenommen. Wie zu Gründungszeiten bringen die Kursschiffe der SGV das ganze Jahr über Gäste von Nah und Fern von der Leuchtenstadt Luzern direkt an den Fusse der Rigi. (3600 Luzern-Vitznau-Flüelen)

Der über 80 jährige Wagen steht gelegentlich auch heute noch im Einsatz
Der über 80 jährige Wagen steht gelegentlich auch heute noch im Einsatz

An schönen Sommertagen, oder auch in Zeiten des über der Innerschweiz liegenden Hochnebels strömen die Gäste regelrecht aus dem Kursschiff in Richtung Bahnhof. Sobald dann alle Gäste auf die bereitstehenden Triebwagen verteilt sind, kann die Bergfahrt beginnen. Ein lauter Pfiff signalisiert die Abfahrt und wenig später setzt sich der Zug in Bewegung. Seit 2022 wird der Betrieb ab Vitznau vorwiegend mit den fünf neuen Gelenktriebwagen abgewickelt. Die älteren, teils über 80 Jährigen Wagen sind nur noch an Spitzentagen am Berg anzutreffen oder werden für den Gütertransport verwendet. 

Da die Wagen 1-4 nicht mehr ausreichten, wurde 1965 der leistungsstarke Triebwagen 5 angeschafft, hier auf dem Weg nach Mittelschwanden
Da die Wagen 1-4 nicht mehr ausreichten, wurde 1965 der leistungsstarke Triebwagen 5 angeschafft, hier auf dem Weg nach Mittelschwanden

Nachdem mit einem kurzen Tunnel die Hauptstrasse unterquert wurde, rattert die Zugskomposition durch den Dorfkern von Vitznau. Kurze Zeit später fängt die Eisenbahnstrecke richtig an zu steigen und die Reise führt in Richtung Unterschwanden hoch. Damit die Höhendifferenz überhaupt bezwungen werden kann, kommt das Zahnradsystem Riggenbach, benannt nach seinem Erfinder und zugleich Erbauer der Rigi-Bahn, auf der ganzen Strecke zum Einsatz. Das Eisenbahntrasse schmiegt sich derweil an der rechten Bergflanke des Rigimassivs zur Station Mittlerschwanden hoch. 

2022 wurden dann die neuen Gelenktriebwagen aus dem Hause Stadler geliefert
2022 wurden dann die neuen Gelenktriebwagen aus dem Hause Stadler geliefert

Unterwegs ergibt sich auf der linken Seite einen atemberaubenden Ausblick auf den Vierwaldstättersee hinunter. Unterwegs passiert der Zug immer wieder Wohn- und Bauernhäuser. An deren Erschliessung richten sich auch die meisten kleinen Haltestellen unterwegs. Nach dem Weiler Oberschwanden verschwindet das Trasse im Schwandentunnel, überquert wenig später die Schurtobelbrücke und erreicht dann die Siedlung Grubisbalm. Nach gut 10 Minütiger Fahrzeit hat die Bergbahn bereits mehr als 500 Höhenmeter überwunden und fährt bei der Station Freibergen ein. 

Lok 17 wurde 1925 von der SLM geliefert und steht auch noch fast 100 Jahre später regelmässig im Einsatz
Lok 17 wurde 1925 von der SLM geliefert und steht auch noch fast 100 Jahre später regelmässig im Einsatz

Die normalen Kurse verkehren ohne viel Zeit zu verlieren weiter in Richtung Romiti Felsentor, während die gelegentlich verkehrenden Dampfzüge hier erstmals den Wassertank auffüllen müssen. Insgesamt sind die Rigi Bahnen im Besitz von drei nostalgischen Dampfloks. Neben den 1923 & 1925 beschafften H 2/3 dampft seit 2021 auch wieder die legendäre Lok 7 auf die Rigi. Das "Sibni" wurde 1873 mit einem stehenden Kessel in Betrieb genommen und stand bis zur Elektrifizierung der Bahnstrecke 1937 im Einsatz. Anschliessend war sie jahrelang im Verkehrshaus ausgestellt, bevor sie fürs 150 Jahre Jubiläum wieder fahrtüchtig gemacht wurde.

Eine Doppelkomposition der neuen Triebwagen in Rigi Kaltbad
Eine Doppelkomposition der neuen Triebwagen in Rigi Kaltbad

Die normalen Kurse verkehren derweil ohne viel Zeit zu verlieren weiter in Richtung Romiti Felsentor, während die gelegentlich verkehrenden Dampfzüge hier erstmals den Wassertank auffüllen müssen. Die rund zwei Kilometer lange Strecke zwischen Freibergen und Rigi Kaltbad wurde bereits 1874 zur Doppelspur ausgebaut. So kann hier ohne Probleme mit dem Gegenkurs gekreuzt werden. Nach rund 20 Minuten erreicht die Zugskomposition die Station Rigi Kaltbad-First, welche mit 1`453 Meter gut 1`000 Meter höher als Vitznau liegt. Im Kaltbad sind viele Wohn- und Ferienhäuser, einige Hotels sowie das 2012 wiedereröffnete Mineralbad & Spa angesiedelt, 

Wagen Nummer fünf, unverkennbar mit dem Luzerner Wappen, verlässt den tiefverschneiten Bahnhof Kaltbad
Wagen Nummer fünf, unverkennbar mit dem Luzerner Wappen, verlässt den tiefverschneiten Bahnhof Kaltbad

welches vom Stararchitekten Mario Botta entworfen wurde. Weiter ist das Kaltbad auch per Luftseilbahn ab Weggis erschlossen. Von 1875 bis 1931 verkehrte von hier die Rigi-Scheidegg Bahn. Die höchstgelegene Adhäsionsbahn Europas wurde 1875 eröffnet und verband das Grand Hotel auf der Scheidegg mit dem von der Rigi Bahn erschlossenen Kaltbad. Trotz einer einmaligen Linienführung, die eine atemberaubende Aussicht bot, rentierte der Betrieb nie. So stellte die RSB ihren Betrieb 1931 bereits wieder ein. Gut 10 Jahre später wurden auch die Gleise abgebrochen. 

Bis 1873 war hier auf der Staffelhöhe für die VRB Schluss
Bis 1873 war hier auf der Staffelhöhe für die VRB Schluss

Was heute noch bleibt, ist ein wunderschöner Wanderweg auf dem ehemaligen Bahntrasse. Doch zurück in die Gegenwart. Nachdem im Kaltbad viele Wanderer aus- und Fahrgäste von der Luftseilbahn zugestiegen sind, kämpft sich der Zug noch einmal rund 100 Höhenmeter hinauf zu Staffelhöhe. Bis 1873 war hier Schluss, denn die damalige Vitznau Rigi Bahn (VRB) bekam keine Konzession für die Verlängerung der Linie bis zum Kulm. Denn dieser Abschnitt verläuft auf dem Gebiet des Kantons Schwyz und dieser war selber mit dem Bau einer konkurrierenden Bergbahn, der Arth Rigi Bahn (ARB), beschäftigt und bevorteilte diese natürlich. 

Wagen Nummer 4, inzwischen ausrangiert, unterwegs nach Rigi Staffel
Wagen Nummer 4, inzwischen ausrangiert, unterwegs nach Rigi Staffel

1873 eröffnete die ARB die Anschlusstrecke von der Staffelhöhe zum Rigi Kulm und verpachtete diese bis zum Zusammenschluss der beiden Bahnen 1992 an die VRB. So konkurrenzierten sich die beiden Bahngesellschaften während mehr als 100 Jahren. Das Bahntrasse verläuft nun auf der Hochebene Richtung Rigi Staffel. Dabei ergibt sich in Fahrtrichtung links einen atemberaubenden Ausblick. Der Blick schweift vom Küssnachtersee zur Seebodenalp bis zum Zugersee. Die Eisenbahnschienen schmiegen sich an der Nagelfluh Felswand entlang und 

 

Einfahrt im winterlichen Bahnhof Rigi Staffel
Einfahrt im winterlichen Bahnhof Rigi Staffel

wenig später fährt man im Bahnhof von Rigi Staffel ein. Hier treffen die beiden Bahnen, die Vitznau-Rigi Bahn (VRB) und die Arth-Rigi Bahn (ARB) aufeinander. Auch wenn beide Trassen im Besitz der ARB waren, wurde auf eine Verbindungsweiche der bis zum Zusammenschluss 1992 verzichtet. Auch heute sind die beiden Eisenbahnstrecken nach wie vor farblich und betrieblich von einander getrennt, jedoch ist es in Ausnahmefällen nun möglich, das Trasse zu wechseln. Nach einer kurzen Pause nimmt die Zahnradbahn den letzten Abschnitt hoch zum Kulm in Angriff. 

Auf Rigi Kulm enden die beiden Bergbahnen
Auf Rigi Kulm enden die beiden Bergbahnen

Hier verläuft die Linie der beiden Bahnen praktisch parallel. Es gilt nochmals rund 150 Höhenmeter zu überwinden. Nach knapp 40 Minuten ist es dann geschafft, die Bergbahn fährt im Bahnhof von Rigi Kulm ein, welcher sich auf 1`752 Meter über Meer befindet. Zu den Kompositionen der Vitznau Rigi Bahnen gesellen sich wenig später auf dem Gleis 2 die blauen Kollegen aus Arth Goldau dazu. Beide Bahnen bringen Ausflügler, Wanderer und Touristen aus aller Welt hinauf auf die Königin der Berge, wo man eine grandiose Aussicht über die ganze Innerschweiz geniessen kann.

Einfach nur traumhaft, die Königin der Berge
Einfach nur traumhaft, die Königin der Berge

Rigi, 1798 m.ü.M

Die Königin der Berge zieht schon seit Jahrhunderten Gäste aus aller Welt in ihren Bann. So waren bereits William Turner,  Mark Twain und Johann Wolfgang von Goethe begeistert von der grandiosen Aussicht. Das 360 Grad Panorama, welches sich von der Aussichtsplattform vom 1995 erstellten Sendemasten ergibt, reicht von schneebedeckten Alpenketten über das Flachland mit der Aussicht auf 13 Seen bis hin nach Deutschland und Frankreich - einfach einzigartig...

Eine märchenhafte verschneite Landschaft zeigt sich an diesem Morgen auf Rigi Kulm
Eine märchenhafte verschneite Landschaft zeigt sich an diesem Morgen auf Rigi Kulm

602, Rigi Kulm-Klösterli-Arth Goldau 

Die Rigi lädt zum Verweilen ein. Sei dies bei einem Kaffee Schnaps in einem der viele Bergbeizen, einer herrlichen Wanderung oder auch einfach nur beim Sonne tanken. Irgendeinmal muss man sich dann wieder auf den Rückweg machen. Diesmal führt die Reise auf der anderen Seite der Rigi hinunter nach Arth Goldau. Kurz nachdem die Vitznauer Komposition die Rückfahrt angetreten hat, setzt sich auch das blaue Zügli in Bewegung. In gemütlichem Tempo tuckert die Bergbahn hinunter nach Rigi Staffel.

Triebwagen Nr. 13 unterwegs als Sportpendelzug kurz nach Rigi Kulm
Triebwagen Nr. 13 unterwegs als Sportpendelzug kurz nach Rigi Kulm

Die Strecke Arth Goldau-Rigi Kulm wurde 1875 und somit zwei Jahre nach der Vitznau-Rigi Bahn eröffnet. Das Rennen um die erste Bergbahn Europa war damit verloren, dennoch trumpfte die konkurrierende Zahnradbahn vor allem mit luxuriösen Wagen und einer herrlichen Aussicht. Über 100 Jahren standen die beiden Bahnen im engen Konkurrenzkampf bis sie 1992 beschlossen, zusammen mit der ebenfalls eigenständigen Luftseilbahn Weggis-Kaltbad zu fusionieren. Zurück zur Reise. Die Bergbahn erreicht kurze Zeit später die Station Staffel. 

Wagen Nr. 6 mit angehängtem Sommerwagen unterwegs nach Wölfertschen
Wagen Nr. 6 mit angehängtem Sommerwagen unterwegs nach Wölfertschen

Hier gabelt sich die Strecke und die beiden Bahnen nehmen fortan ihren eigenen Weg. Nach einem kurzen Halt setzt sich der Zug wieder in Bewegung. Auf der rechten Seite kann man nun gut die Naturschwingarena vom Staffel erkennen. Einmal im Jahr treffen sich hier die "Bösen" zum grossen Rigi Schwingfest. Eine weitläufige Kurve führt nun Richtung Wölfertschen hinunter. Unterwegs ergibt sich auf der linken Seite nochmals einen herrlicher Ausblick zum Kulm hinauf. Zum Fahrzeugpark der ARB gehören neben fünf "neueren" elektrischen Pendelzügen, welche die Nummern 11 bis 15 tragen, auch zwei Veteranen. 

 

Seit der Revidierung 1990 erstrahlt der älteste Elektrotriebwagen wieder in seiner ursprünglichen Schönheit
Seit der Revidierung 1990 erstrahlt der älteste Elektrotriebwagen wieder in seiner ursprünglichen Schönheit

Die Rede ist von den Wagen 6 und 7. Beim weissen Holztriebwagen Nr. 6 handelt es sich um den ältesten elektrisch betriebenen Zahnradbahnwagen der Welt, welcher noch betriebsfähig ist. Obwohl der Zeitgenosse schon lange im Verkehrshaus stehen könnte, kommt er an Spitzentagen nach wie vor zum Einsatz. Das Bahntrasse sucht sich nun seinen Weg am rechten Berghang entlang hinunter zur Ortschaft Klösterli. Einst hausten hier im geschichtsträchtigen Wallfahrtsort zahlreiche Kapuziner-Mönche. Unweit der rauschenden Rigi Aa wurde vor über 300 Jahren die Kapelle „Maria zum Schnee“ gebaut. 

Kurzer Zwischenhalt bei der Station Fruttli
Kurzer Zwischenhalt bei der Station Fruttli

Die schmucke Wallfahrtskapelle zählt zu den schönsten Bergkapellen weltweit. Hier endet im Winter auch die rund vier Kilometer lange Schlittelpiste. Nach einer kurzen Pause geht die Reise weiter. Das Bahntrasse führt nun durch den Federwaldtunnel hinunter zur kleinen Station Fruttli, welche übrigens auf exakt gleicher Höhe liegt wie der Gotthard-Tunnel. Hier muss der Gegenkurs abgewartet werden bevor die Komposition weiter talwärts verkehren kann. Nach der Durchfahrt des Rothenfluhtunnels lichtet sich langsam der Wald und der Zug erreicht bereits die nächste Station, Kräbel. 

 

 

Der elektrische Pendelzug Nr 14 bei der Station Kräbel
Der elektrische Pendelzug Nr 14 bei der Station Kräbel

Beim Bahnhof Kräbel befindet sich auch die Talstation der Luftseilbahn, welche auf die 1`568 Meter hohe Rigi Scheidegg führt. Diese war bis 1931 auch mit der Scheidegg Bahn ab Kaltbad erreichbar. Seit 2017 sind für den operativen Betrieb der Luftseilbahn auch die Rigi Bahnen zuständig und somit wird auch das GA/Tageskarten usw. akzeptiert. Das Eisenbahntrasse führt nun über saftig grüne Wiesen hinunter nach Arth Goldau. Doch bevor man in diesem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt einfährt, hält der Zug noch bei der Station A4. 

Vor dem Hochperron von Goldau enden die Gleise der ARB, hier der Triebwagen BDhe 2/4 Nr. 12, welcher 2022 in den Auslieferungszustand zurückversetzt wurde
Vor dem Hochperron von Goldau enden die Gleise der ARB, hier der Triebwagen BDhe 2/4 Nr. 12, welcher 2022 in den Auslieferungszustand zurückversetzt wurde

Wie es der Name verrät, befindet sich der Halt direkt über der Autobahn und in unmittelbarer Nähe eines grossen Parkplatzes. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Endpunkt der Reise. Nach knapp 40 Minuten sind bereits die Remisen, Depots und Werkstätten der ARB in Sicht. Schliesslich enden die Gleise der Rigi Bahn vor dem altehrwürdigen Hochperron von Goldau. Über das charakteristische, quer über den Gleisen der Gotthardbahn verlaufenden schmiedeisernen Hochperron, welches unter Denkmalschutz steht und heute als Warteraum dient, erreicht man schnell und bequem den SBB Bahnhof.

AnschlussLinie:

VARIANTE I:

Die stündlich verkehrenden Schellzüge der SBB bringen einem bequem und schnell zurück nach Luzern. (Fahrplanfeld 600)

 

VARIANTE II:

Die zweite Variante dauert zugegeben etwas länger, ist jedoch um so schöner. Mit dem Interregio geht es von Arth Goldau nach Brunnen (600). Von dort bringt einem entweder die AAGS Buslinie 506 oder das Kursschiff der SGV (3600) zurück nach Vitznau.

 

 


Last Update: 20.11.2024

Zuletzt gereist: 28.01.2024